Drucken

Geschrieben von Daniel Kähny und Max Schlenker (Teil 2)

Im Beitrag Gastwirtschaft zur Sonne in Gersbach: der Anfang hatten wir grob über den Beginn der Geschichte der "Sonne" berichtet. Nachdem der größte Teil des Schriftverkehrs von 1739 transkribiert ist, ergibt sich jetzt ein gutes Bild über den Ablauf. Der Schriftverkehr besteht aus sechs Dokumenten:

Quelle: Landesarchiv Baden-Würrtemberg B 740/1 Nr. 1368 (http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-2055684). Falls jemand diese Dokumente weiter verwendet bzw. publiziert, muss die Signatur des Landesarchivs immer angegeben werden.

Was sofort auffällt, ist der kurze Zeitraum vom Antrag bis zur Erteilung der Concession. In der heutigen Zeit würde das trotz moderner Kommunikationsmöglichkeiten sicherlich wesentlich länger als 5 Wochen, wenn nicht Monate, dauern.

Den Antrag vom 17.10.1739 haben wir schon in Gastwirtschaft zur Sonne in Gersbach: der Anfang behandelt. Die Begründung im Antrag gibt jedoch ein paar Details zum Standort und Situation der Gastwirtschaften in Gersbach preis.

Erste Erwähnung des Namens "zur Sonnen" im Antrag vom 17.10.1739

"... Ohngeachtet in dem Orth Gersbach bereits drey Wirthshäuser aufgerichtet sind, so habe ich der unterthänigste supplicant doch ebenfalls entschlossen auf meiner Behausung, welche an einem bequemen Orth und sozusagen an den Creutz straße stehet, allso fast alle Durchreisende auch die Fahrleüthe vorbey passieren müssen, ohne besonderen Schaden derer anderen Wirthen, ein Wirthshaus zu machen und den Schild zur Sonnen einzuführen. ..."  Es gab also 1739 schon drei Wirtschaften, was für einen Ort dieser Größe beachtlich ist. In einem späteren Schreiben von 1768 wird zwischen zwei Schildwirtschaften und einer Straußwirtschaft differenziert. Bei den Schildwirtschaften handelt es sich sehr wahrscheinlich um den "Pflug" und die "Krone".  Zur Straußwirtschaft haben bisher noch keine Hinweise. Den "Pflug" gibt es heute noch, die Krone ging im 19. Jahrhundert in der "Mühle" auf.

Ausschnitt aus der Antwort des Oberamtes Rötteln vom 11.11.1739

Im zweiten Schreiben vom 20.10.1739 erkundigt sich die Verwaltung in Carlsruhe beim Oberamt Rötteln, wieviel "dem Supplicant pro Taxa aufzusetzen seyn möchte". Am 11.11.1739 "...erstattet das Oberamt und Burgvogtey Rötteln gehorsamsten Bericht daß dem abgekommenen Stabhalter Andreas Sutter zu Gersbach eine Tavern Wirtschaft auf seiner Behausung alda gnädigst concedict werden dürfte ... , obgleich noch mehere Wirtschaften in dem Ort Gersbach getrieben werden ...". Zur Taxierung heißt es später "gegen Ansetzung eines Concessionis Taxes von etwa ohnmaßgeblich 40 Reichsgulden". Die fürstl. Markgräfl. Hofraths-Expedition (obere Verwaltung in der Markgrafschaft) gibt seine Zustimmung und weist am 17.11.1739 das fürstl. Renthkammer Collegium (Finanzverwaltung) an sich um die Details zu kümmern. Im Schreiben der Verwaltung an das Oberamt Rötteln vom 25.11.1739 ist es dann für meinen 6-fach Ur-Großvater geschafft.  "... gegen Erlegung einer Concessions-Taxes von 45 Reichsgulden in Krafft zu ertheilen; ... gnädiglichst Befehl hiermit an euch, daß diese ... dem Impetranten ... die Aushängung eines Schildes und Treibung der Wirtschaft a dato inriuationis angestatten."

Ausschnitt aus der Concession vom 25.11.1739

Andreas Sutter (Sutor) ist jetzt stolzer Besitzer einer Concession (Tavern-Gerechtigkeit) und darf seine Schildwirtschaft noch im Jahre 1739 eröffnen.

Was in den Schreiben auffällt, ist die Schreibweise des Familiennamens. Der Antrag vom 17.10.1739 ist eindeutig mit Andreas Sutor unterschrieben. In den weiteren Schreiben wurde die Schreibweise Andreas Sutter verwendet. Ab diesem Zeitpunkt (auch bei späteren Schreiben) wird immer der Nachname Sutter verwendet.

Im nächsten Beitrag geht es um Dokumente aus dem Jahr 1769. Andreas Sutter will seine Schildwirtschaft nach 30 Jahren Betrieb wieder schließen. Warum?

Wer bis hierher gelesen hat, interessiert sich sehr wahrscheinlich für die lokale Geschichte in Südbaden (Adelhausen, Dinkelberg, Gersbach, ...). Obwohl wir täglich fast 30 Leser haben, gibt es bis jetzt keine Rückmeldung (außerhalb der direkten Familie) was gefällt oder nicht. Wir würden uns freuen, wenn wir eine bekommen würden (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!). Wenn ich in Adelhausen bin, kann man mich auch direkt ansprechen.