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Geschrieben von Max Schlenker

Adelhausen und Maulburg liegen gerade einmal einen strammen Fußmarsch von gut einer Dreiviertelstunde voneinander entfernt. Die Beziehungen zwischen den beiden Ortschaften sind gut, und ein Teil unserer Familie hat in Maulburg heute sogar eine neue Heimat gefunden. Doch nicht immer lagen Adelhausen und Maulburg so "eng" beieinander. Sie waren einst in völlig unterschiedlichen Territorien. Und wie wenig man dem Nachbarn vertraut hat, zeigt eine Episode aus den Napoleonischen Kriegen.

Vorderöstrreichisch-badischer Grenzstein von 1790 (© Daniel Kähny)

Adelhausen und Maulburg gehören erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts beide zu Baden. Adelhausen gehörte vorher zu Vorderösterreich und Maulburg zur Margrafschaft Baden-Durlach. Doch die territoriale Grenze war nicht die einzige der beiden Ortschaften: Adelhausen war katholisch und Maulburg evangelisch - und mit dem nicht gleichkonfessionellen Nachbar hatte man nicht immer den besten Kontakt.

Als das französische Revolutionsheer 1796 auf dem Rückzug durch unsere Region ist, verstecken die Adelhausener aus Furcht vor Plünderungen ihre Habseligkeiten im Wald. Trotz dieser Vorsorge wird ihnen der größte Teil aber gestohlen. Einige Adelhausener vermuten nun, dass ausgerechnet die Maulburger den Franzosen die Verstecke verraten hätten, wobei die Maulburger sicher ebenfalls eher damit beschäftigt gewesen sein dürften, nicht ausgeplündert zu werden.

Die Adelhausener wenden sich nun an ein kaiserliches Husarenregiment, das kurz darauf im Ort lagert, und klagen über den Verlust und äußern ihre Vermutung. Das zeigt Wirkung: Der Obrist entschließt sich zu einer Strafexpedition und reitet mit einer Abteilung Husaren nach Maulburg. Dort führt er Hausdurchsuchungen durch, doch das gestohlene Gut taucht nicht auf. Der völlig entnervte Obrist möchte aber nicht unverrichteter Dinge abziehen und stellt den Maulburgern nun eine Rechnung über 154 Gulden für den Einsatz. Zähneknirschend bezahlt die Gemeinde die 154 Gulden und der Obrist reitet mit seinen Husaren nach Adelhausen zurück.

Wer die Sachen gestohlen hatte, werden wir wohl nie erfahren. Die Habe der Adelhausener blieb verschwunden - zumindest hatten sie damit aber nun eine ganze Abteilung kaiserlicher Truppen mitten im Krieg beschäftigt. Ab 1803 müssen Adelhausener und Maulburger schließlich lernen, zusammenzuleben, denn dann kommen beide unter badische Hoheit.